E-Government Per Touch in die Schweizer Verwaltungen

Das E-Government-Dienstleistungsangebot der öffentlichen Verwaltung ist schweizweit auf einem guten Weg. Allerdings besteht teils erheblicher Nachholbedarf – erst recht im europäischen Vergleich.  

Per Touch in die Schweizer Verwaltungen

Wer kennt das nicht: Läuft die Gültigkeit vom Personalausweis ab oder braucht es dringend ein Duplikat für den verlorengegangenen Fahrzeugausweis, ist Aufregung zumeist vorprogrammiert. Wo bekomme ich die neuen Unterlagen, wer kann mir weiterhelfen und wann soll ich überhaupt zum Amt, wenn dieses doch ausschliesslich während meiner Arbeitszeit geöffnet hat? Glück für diejenigen, die in einem Unternehmen arbeiten, in dem Behördengänge auch während der Arbeitszeit erlaubt sind. Das Gute: Immer mehr Behörden haben die Wünsche der Bevölkerung erkannt und zahlreiche digitale Leistungen bereitgestellt. Vereinfachte elektronische Bewilligungs-, Antrags- und Meldeverfahren sollen zudem einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Bürokratie leisten. Vor allem seitens der Wirtschaft ist die Nachfrage nach elektronischen Behördenleistungen besonders gross, weshalb der Bundesrat E-Government als einen entscheidenden Baustein in der Wachstumspolitik sieht.


Nachbessern und angreifen

Ziel von E-Government ist es, die Verwaltungstätigkeit mithilfe der Informations- und Kommunikationstechnik so bürgernah und so wirtschaftlich wie möglich zu gestalten. Was bisher auf dem Papierweg von einer Amtsstelle zur anderen und schliesslich zum Kunden getragen wurde, soll durch E-Government elektronisch abgewickelt und übermittelt werden. Auch wenn die Schweiz bereits einiges dafür angestossen hat, besteht mit Blick auf unsere europäischen Nachbarn noch viel Nachholbedarf – so liest es sich zumindest aus dem «E-Government-Benchmark-Bericht 2023» der EU-Kommission heraus. Vor allem im EU-Vergleich der digitalen Verwaltungen hinkt die Schweiz hinterher. In der Liste der 35 analysierten Länder schafft es die Schweiz lediglich auf Platz 29. Spitzenreiter sind Malta mit 96 und Estland mit 92 Punkten. Bei einem EU-Mittelwert von 70 Punkten erreicht die Schweiz nur 57 Punkte. Was auffällt: Vor allem die skandinavischen und baltischen Staaten sind den Mittel-, Süd- und Osteuropäern um Längen voraus.


Mehr Online-Behörden­dienste

Wie die Digitale Verwaltung Schweiz (DVS) schreibt, habe sich die Schweiz im Vergleich zum Vorjahr insbesondere in der digitalen Angebotsvielfalt verbessert. Anstatt der vorjährigen 63 Prozent waren im Jahr 2023 bereits 78 Prozent aller Behördendienste online zugänglich. 97 Prozent dieser Behörden-Websites seien zudem für mobile Endgeräte adaptiert – vier Prozentpunkte mehr als beim EU-Durchschnitt. Deutlich wird durch den «E-Government-Benchmark-Bericht 2023» ebenso, dass die Schweiz in Sachen E-ID-Authentifizierungsmöglichkeiten Nachholbedarf hat. Erst ein Viertel der elektronischen Dienstleistungen, die eine Identifizierung erfordern, können mit einer elektronischen Identität abgewickelt werden.


Gemeinden im Hintertreffen

Und wie sehen die Schweizerinnen und Schweizer die Online-Performance ihrer Verwaltungen? Dieser Frage ist im vergangenen Jahr eine Untersuchung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte auf den Grund gegangen. Wie der «Digital Government Survey 2023» ergab, halten es zwei Drittel der Menschen in der Schweiz grundsätzlich für wichtig, sämtliche Dienstleistungen und Behördengänge online abwickeln zu können. Knapp die Hälfte der 1’000 befragten Personen ab 18 Jahren ist mit dem bestehenden E-Government-Dienstleistungsangebot zufrieden. Zudem finden diese 48 Prozent, dass das besagte Angebot im gewünschten Ausmass zur Verfügung stehe.
Allerdings entspricht das digitale Angebot der öffentlichen Verwaltung noch nicht den Bedürfnissen der Bevölkerung: Immerhin sagen 43 Prozent der 239 befragten Verwaltungsmitarbeitenden aus, dass ihre Stelle Dienstleistungen digital anbietet – auf Gemeindeebene sind es jedoch nur 34. «Die Bevölkerung ist bereit für den digitalen Wandel, doch die Verwaltung bleibt noch hinter den Erwartungen zurück. Sie hat Aufholbedarf und sollte digitale Lösungen konsequent anbieten. Jetzt sind mutige und entschlossene Schritte gefragt», erklärt Rolf Brügger, designierter Leiter Regierung und Öffentlicher Sektor bei Deloitte Schweiz.
Immerhin können die Verwaltungen auf das Vertrauen der Bevölkerung setzen. 52 Prozent aller Befragten glauben laut Deloitte-Umfrage, dass ihre Daten bei der öffentlichen Verwaltung in sicheren Händen sind. «Datenschutz, eine moderne IT-Infrastruktur und Vertrauen seitens der Nutzenden sind zentrale Treiber für die digitale Transformation. Eine proaktive und kooperative Herangehensweise von Politik, Unternehmen und Verwaltung ist bei diesen Themen unerlässlich», betont Rolf Brügger.

Vorteile des digitalen Austauschs mit Behörden

  • Dokumente können ohne Rücksicht auf Öffnungszeiten rund um die Uhr eingereicht werden.
  • Weil der Postweg entfällt, werden Zeit und Kosten gespart.
  • Formulare müssen nicht mehr handschriftlich ausgefüllt werden – oft funktioniert dies automatisiert.
  • Es wird weniger Papier verbraucht, was natürliche Ressourcen schont.
  • Einige Plattformen bieten die Option, dass verschiedene Personen Zugriff auf die Daten haben und Treuhänder oder Notare hinzugezogen werden können.


Quelle: www.startwerk.ch/2020/11/26/behoerdengaenge-im-homeoffice-erledigen

Erstellt: 27.04.2024 07:00 Uhr

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