ELEKTROMOBILITÄT Sind Autoabgase bald Vergangenheit?

Wer zum ersten Mal in einem E-Auto sitzt, ist zumeist gleich mehrfach fasziniert:
Verglichen mit dem Verbrenner ist beim Elektrofahrzeug vor allem der deutlich tiefere Geräuschpegel bemerkenswert. Und dann die Beschleunigung! Direkt ab der ersten Sekunde steht beim Tritt aufs Gas die volle Leistung zur Verfügung und drückt die Mitfahrenden bei einem Schnellstart regelrecht in die Sitze. Selbst mit schwächeren Modellen lässt man an der Ampel auch deutlich stärkere Verbrenner problemlos hinter sich. Klar ist aber auch: Anstatt nach jedem Stopp Vollstrom zu geben, nur um an der nächsten Ampel wieder voll in die Eisen zu steigen, lohnt es sich auch im E-Auto, vorausschauend zu fahren. Denn angesichts der zumeist einstellbaren Rekuperationsstärke lädt das Auto bei jedem Bremsvorgang Strom zurück in die Batterie, sodass geübte Fahrende in den meisten Fällen so ganz auf die mechanischen Bremsen verzichten und gleichzeitig die Reichweite steigern können – nur einige überzeugende Vorteile gegenüber dem Verbrenner, mal ganz abgesehen von der ökologischen Komponente. Keine Abgase in die Atmosphäre zu blasen, ist für viele E-Auto-Fahrende der grösste Benefit.
JEDES FÜNFTE AUTO EIN E-FAHRZEUG
So sehr viele Argumente für die E-Mobilität sprechen, so ernüchternd die Verkaufszahlen der jüngsten Vergangenheit. Ende August dieses Jahres lag der Anteil der Elektroautos bei rund 21 Prozent aller Neuzulassungen in der Schweiz, jener der Hybridfahrzeuge bei knapp acht Prozent, was etwa den Werten von Ende 2023 entspricht. Damit hinken die Verkäufe von Elektroautos dem Zeitplan hinterher, wie Thomas Rücker, der Chef von Auto-Schweiz, gegenüber SRF eingestehen muss. Abgekommen ist die Autobranche vom Weg, dass bis Ende 2025 jedes zweite neu zugelassene Auto ein Steckerfahrzeug sein muss. So sieht es zumindest die «Roadmap Elektromobilität» vor, die jedoch rechtlich nicht bindend ist.

INTERESSE WEITER VORHANDEN
Laut der jüngsten Ausgabe des «Mobilitätstacho» der Versicherungsgesellschaft Axa und des Forschungsinstituts Sotomo sinkt hierzulande auch die Begeisterung für Elektroautos: Demnach planen nur noch 23 Prozent der Kaufinteressenten, in den nächsten zwei Jahren ein solches Fahrzeug anzuschaffen – im Vorjahr waren es noch 34 Prozent. Die gute Nachricht für die Elektromobilitätsbranche: Trotz eines leichten Rückgangs bleibt die allgemeine Offenheit gegenüber Elektroautos bestehen. 60 Prozent der Befragten können sich weiterhin vorstellen, ein E-Auto zu kaufen. Grundsätzlich lag der Bestand der Steckerfahrzeuge bei 250‘000 Autos – ausgehend von 2’500 im Jahr 2013. Damit erhöhte sich die Zahl um 36 Prozent oder 62‘000 Fahrzeuge gegenüber dem Vorjahr.
VORREITER NORWEGEN
Um das Tempo bei den Neuzulassungen hierzulande zu erhöhen, könnte ein Blick nach Norwegen helfen – grösstes Vorbild in Sachen Elektromobilität. Laut des jüngsten Marktberichts Elektromobilität 2024 lässt sich angesichts der Marktentwicklungen festhalten, dass die Schweiz im Vergleich zu Norwegen um rund acht Jahre im Rückstand ist. Mit Blick auf den September dieses Jahres wird deutlich: 96,4 Prozent aller Neuwagen im September waren rein elektrisch. Damit hat das skandinavische Land bereits fast das politische Ziel erreicht, ab Januar 2025 nur rein elektrische Neuwagen zuzulassen. Knapp 12’500 reine E-Autos wurden im September zugelassen – ein beträchtlicher Zuwachs von 25,4 Prozent im Vergleich zum September 2023 als es knapp 9’000 neue E-Autos waren. Doch wie könnten elektromobilitätsfreundlichere Rahmenbedingungen aussehen? Zwar hat die Schweiz mit über 15’000 Ladepunkten eines der besten öffentlichen Ladenetze; woran es jedoch vor allem hapert, ist der fehlende Zugang zu Heimladestationen. Ohne Recht auf Laden bleibt das E-Auto für die meisten Mietenden unattraktiv. Wer nicht laden kann, entscheidet sich in den allermeisten Fällen gegen ein E-Auto. Klar spielt auch der Preis eine entscheidende Rolle: Bezahlbare Modelle könnten künftig etwa durch günstigere Lithium-Eisenphosphat-Akkus möglich werden. Solche Akkus ohne Kobalt sind zudem weniger brandanfällig und ermöglichen vor allem eine längere Lebensdauer als konventionelle Lithium-Ionen-Akkus – gute Aussichten, damit noch weitaus mehr Menschen von diesem einzigartigen Fahrgefühl profitieren können.
ELEKTROMOBILITÄT
Sind Autoabgase bald Vergangenheit? Auch wenn sich der Anteil an «Steckerfahrzeugen» seit dem Jahr 2013 verzehnfacht hat, harzt es in der E-Mobilität. Anders in einem anderen europäischen Land, in dem sich die Quote der 100 Prozent nähert.
Tipps
ENERGIERESERVEN VON E-AUTOS BEI KÄLTE SCHONEN
- Beachten Sie, dass die Batteriezellenkapazität bei Kälte niedriger ist – um rund die Hälfte bei -20°C.
- Heizen Sie Ihr Fahrzeug nach Möglichkeit vor dem Abfahren an der Ladesäule auf. Das Aufheizen eines ausgekühlten Wagens auf Wohlfühltemperatur benötigt mehr Strom als das spätere Halten der Temperatur.
- Setzen Sie bevorzugt auf Sitz- und Lenkradheizung. Die Luftheizung benötigt das Zehn- bis Dreißigfache an Strom als das Temperieren von Sitz und Lenkrad.
- Parkieren Sie Ihr Auto, wenn es die Parksituation zulässt, in der Sonne.
- Beachten Sie die üblichen Empfehlungen ökonomischen Fahrens und intelligenten Rekuperierens. Auf Autobahnetappen bringt Tempoverzicht sehr viel: 110 statt 120 km/h zu fahren, verringert den Luftwiderstand um 15 Prozent.
Erstellt: 27.01.2025 07:00 Uhr
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