Bauen Circularity Gap schliessen

Muss Wertschöpfung immer mit Ressourcenverbrauch einhergehen? Beim Erreichen der Klimaziele spielt die Baubranche eine entscheidende Rolle – dabei bedeutend: zirkuläres Bauen.

Circularity Gap schliessen
Fakt ist auch: Nirgendwo in Europa wird in Bezug zur Grösse des Landes so viel Stahlbeton verbaut wie hierzulande.

Auf das Konto von Bauwerken gehen in den Industrieländern derzeit fast 40 Prozent aller CO2-Emissionen – so auch in der Schweiz. Das Heizen und Kühlen ist dabei nur ein Aspekt. Das Gros der Emissionen fällt bei der Erstellung von Gebäuden an. Nicht zu vernachlässigen ist zudem die Tatsache, dass die Bauwirtschaft mehr als die Hälfte des gesamten Abfalls verantwortet.

Co2-neutraler Beton?

Fakt ist auch: Nirgendwo in Europa wird in Bezug zur Grösse des Landes so viel Stahlbeton verbaut wie hierzulande. Beton ist zwar günstig, frei formbar und robust, aber auch ein echter Klimakiller. Das liegt an dessen Herstellung, bei der beim Brand pro Tonne Zement, einem wichtigen Bestandteil von Beton, rund 600 Kilogramm CO2 freigesetzt werden. Fachleute halten den weltweit verfügbaren Baustoff dennoch auch in Zukunft für unverzichtbar, würden es aber mehr als begrüssen, wenn dieser klimafreundlicher daherkommt. An dieser Mission tüfteln seit geraumer Zeit Zementhersteller und Forschungseinrichtungen.

Beispiele gefällig? Forschende des «Concrete & Asphalt Labs» der Empa verarbeiten Pflanzenkohle neu vorab zu Pellets und ersetzen damit handelsübliche Gesteinskörnungen. Und der deutsche Zementhersteller HeidelbergCement will mithilfe des Projekts «Carbon Capture and Storage» (CSS) bis 2050 einen CO2-neutralen Beton anbieten.

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. Der Bericht des Bundesrates schlägt vor, etwa Bauabfälle zu reduzieren, indem Entsorgung und Verwertung der Materialien bereits bei der Planung und Erstellung der Gebäude berücksichtigt werden.

Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft

Nicht nur Forschende im Dienst der Nachhaltigkeit, auch die Politik hat im März dieses Jahres mit dem revidierten Umweltschutzgesetz (USG) den Weg in der Schweiz für mehr Kreislaufwirtschaft geebnet. Als Kreislaufwirtschaft ist ein System definiert, in dem Abfälle minimiert, Produkte und Materialien mit dem höchstmöglichen Wert in Umlauf gehalten sowie Natur und Umwelt regeneriert werden. Bauen in der Kreislaufwirtschaft nennt man zirkuläres Bauen.

Im neuen USG verpflichten sich Bund und Kantone auf die Schonung natürlicher Ressourcen bei Produkten und Bauwerken und auf die Schliessung von Materialkreisläufen. Durchaus nötig, denn der Bericht «Abfallwirtschaft, Abfallvermeidung, Abfallplanung, Messung» des Bundesrats aus dem vergangenen Jahr kommt zu dem Ergebnis, dass trotz Fortschritten in der Kreislaufwirtschaft – jedes Jahr werden beispielsweise rund zwölf Millionen Tonnen Rückbaumaterial wie Beton, Kies, Sand und Asphalt verwertet – die Ressourcen «immer noch zu wenig geschont werden».

Potentzial nutzen

Laut Circularity Gap Report ist die Kreislauffähigkeit der Schweizer Wirtschaft im Jahr 2023 mit 6,9 Prozent nicht nur ziemlich gering, sondern laut der Deloitte-Studie auch niedriger als der weltweite Durchschnitt. Dennoch sei eine Verdopplung der Kreislauffähigkeit relativ einfach möglich, heisst es – durch den «Aufbau einer kreislauforientierten Bauwirtschaft mit umweltfreundlichen Materialien, effizienter Raumnutzung und Recycling von Bauabfällen». Würde es nicht an der Umsetzung hapern.

Umsetzung bedarf Massnahmen. Der Bericht des Bundesrates schlägt vor, etwa Bauabfälle zu reduzieren, indem Entsorgung und Verwertung der Materialien bereits bei der Planung und Erstellung der Gebäude berücksichtigt werden. Übrigens: Geplant ist auch eine Änderung des Energiegesetzes (EnG). Kantone sollen Grenzwerte für die bei Neubauten und bei wesentlichen Erneuerungen bestehender Gebäude aufgewendete graue Energie erlassen. Ziele: Nachfrage nach Baumaterial mit tiefer grauer Energie fördern und eine ressourcenschonende Bauweise unterstützen.

Erstellt: 27.09.2024 07:00 Uhr

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