Chancengleichheit Fair Pay in der Schweiz?

Bis Frauen im Beruf gleichgestellt sind, ist Geduld gefragt. Was in der Familie beginnt, die oft nur Teilzeitarbeit zulässt, endet beim ernüchternden Blick auf die Lohnabrechnung. Doch Hoffnung ist in Sicht.

Fair Pay in der Schweiz?
Stichwort Gender Pay Gap: Betrachtet man den Privaten Sektor, liegt der monatliche Bruttolohn von Frauen laut aktuellster im Jahr 2018 ermittelter Zahlen 14,4 Prozent tiefer als bei den Männern.

Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen, ist gerade für Mütter eine der grössten Herausforderungen im Alltag. Weit verbreitetes Problem: Während die Väter Vollzeit in den Job eingespannt sind, bleibt Müttern häufig maximal eine Tätigkeit in Teilzeit. Zumeist die einzige Chance, um nebenbei alles, was die Familie betrifft – Kinderbetreuung, Einkaufen, Kochen und den Haushalt – zu erledigen. Klar, dass dies einer beruflichen Karriere nicht gerade förderlich ist, ganz zu schweigen von Chancengleichheit im Unternehmen. Laut Zahlen des Bundesamtes für Gleichstellungsfragen (BFEG) und des Bundesamtes für Statistik (BFS) arbeiten sechs von zehn Frauen und nur einer von acht Männern in Teilzeit.

Beträchtliche Lohnlücke

Für Frauen noch frustrierender ist häufig die Bezahlungssituation – und das, obwohl sie Männern in puncto Qualifikationen und Funktionen in nichts nachstehen. Stichwort Gender Pay Gap: Betrachtet man den privaten Sektor, liegt der monatliche Bruttolohn von Frauen laut aktuellster, 2018 ermittelter Zahlen 14,4 Prozent tiefer als bei Männern. Im öffentlichen Sektor ist die Lage etwas besser – hier beträgt der Unterschied 11,4 Prozent.

Besonders stark ausgeprägt ist die Lohnungleichheit bei höheren beruflichen Stellungen. Verdienen Frauen in Jobs ohne Kaderfunktion 7,6 Prozent weniger als Männer, steigt die Differenz im oberen und mittleren Kader auf mehr als 18 Prozent. Noch gravierender wird es bei einem Blick auf verschiedene Wirtschaftsbranchen: Frauen verdienen in der Finanzdienstleistungsbranche im Schnitt 30,5 Prozent weniger – ähnlich die Situation in der Versicherungsbranche. Kein Wunder, dass diese Zahlen Frust auslösen.

 

Fair Pay in der Schweiz?
25,6 Prozent der Firmengründungen wurden von Frauen getätigt.

Fair Pay in der Schweiz?

Ein Lichtblick im Kampf gegen Lohnungleichheit ist jedoch sichtbar: Die Tendenz ist positiv. Während der Unterschied im Jahr 2008 gesamtwirtschaftlich noch 16,6 Prozent betrug, liegt er heute bei 11,5 Prozent. Seit Juli 2021 sind zudem grosse Unternehmen in der Schweiz verpflichtet, ihre Löhne auf Diskriminierung zu überprüfen und die Angestellten darüber zu informieren. Allerdings sieht das Gesetz keine Sanktionen vor, weshalb es wohl noch dauern wird, bis vollständige Lohngleichheit erreicht ist. Und dies, obwohl die Geschlechtergleichstellung seit 1981 in der Bundesverfassung verankert ist.

Selbst ist die Frau – Firmengründungen

Doch was können Frauen aktiv tun? Ein möglicher Weg: Druck auf die Geschäftsleitung ausüben – oder gleich selbst ein Unternehmen gründen. Laut der Wirtschaftsauskunft CrIF wurden 2023 von den knapp 68'000 Firmengründungen 25,6 Prozent von Frauen umgesetzt. Tendenz steigend.

Die meisten Gründungen betrafen persönliche Dienstleistungen wie Coiffeur-, Kosmetikgeschäfte und Nagelstudios, gefolgt von Gründungen im Sozialwesen und der Herstellung von Bekleidung.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Die Arbeitsaufteilung in Familien könnte sich durch weibliche Selbstständigkeit verändern. Denn wenn die «Managerin des Hauses» selbstständig ist, bleibt mehr Hausarbeit liegen – und plötzlich ist das männliche Geschlecht gefragt. Ein Umdenken, das den Weg zu einer gerechteren Aufteilung ebnen könnte.

Erstellt: 27.11.2024 07:00 Uhr

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