Rückenschmerzen Hartnäckige Rückenschmerzen: Kann eine Operation helfen?
Herr Dr. Dennler: Kann man Rückenschmerzen mit einer Operation «heilen»?
Das kommt auf den Grund an, der zu den Rückenschmerzen führt. «Rückenschmerz» alleine ist ja bereits ein Überbegriff für vieler Art Symptome. Es gibt Rückenschmerzen am oberen und mittleren Rücken, wie Nackenschmerzen oder Schmerzen an der Brustwirbelsäule, sowie am unteren Rücken, im Lendenwirbelsäulenbereich, die eigentlichen Kreuzschmerzen. Treten letztere akut auf, nennt man sie auch Hexenschuss.
Oft bestehen Ausstrahlungen gegen die Arme und Beine, oder es bestehen neurologische Beschwerden wie Gefühlsstörungen, Kribbeln oder eine Schwäche (Lähmungen). Teils treten Beschwerden nur bei gewissen Tätigkeiten auf, wie beim Gehen (Schaufensterkrankheit, Claudicatio).
Gelegentlich sind Rückenbeschwerden schwer von orthopädischen Schulter- oder Hüftgelenksproblemen, abzugrenzen. Die Diagnostik hat also einen grossen Stellenwert!
Bei welchen Arten von Rückenschmerzen // Bei welchen Patienten kann eine Operation helfen?
Da die meisten Episoden von Rückenschmerzen «unspezifisch» sind, d.h., nicht auf einen bestimmten Grund zurückgeführt werden können, können diese dementsprechend auch nicht durch eine Operation gelindert werden.
Ein Teil der Patienten erlebt aber deutlich öfter, länger und stärker Rückenschmerzen, als die Normalbevölkerung. Bei diesen Patienten lohnt sich eine weitere Abklärung, da eine spezifische Ursache für die Schmerzen vorliegen könnte. Je nach Ursache, kann dann eine Operation tatsächlich helfen.
Mit welchem Arzt spreche ich über meine Rückenschmerzen?
Der erste Ansprechpartner ist in der Regel der Hausarzt. Dieser kann durch gezielte Fragen (Anamnese), eine körperliche Untersuchung und eine erste Schmerztherapie, die meisten Fälle von Rückenschmerzen einordnen und behandeln. Sollten weitere Abklärungen nötig sein, kann er diese bereits veranlassen (Röntgen, MRI, Labor). Falls nötig, kann er den Patienten dann zum richtigen Zeitpunkt dem richtigen Spezialisten überweisen- beispielsweise einem Wirbelsäulenchirurgen oder einem Rheumatologen.
Ab wann ist eine Bildgebung, beispielsweise ein Röntgen oder ein MRI, sinnvoll?
Geht man von «unspezifischen» Rückenbeschwerden aus, d.h. es treten keine Warnsignale für eine spezifische oder schwere Erkrankung auf, wird in der Regel für die ersten sechs Wochen auf eine Bildgebung verzichtet. In dieser Zeit verschwinden die meisten Rückenschmerzen nämlich von alleine. Das spart Kosten!
Wann sollte man mit einem Wirbelsäulenchirurgen sprechen?
Wird in einer Abklärung, beispielsweise mittels MRI, ein spezifischer Grund für die Rückenbeschwerden gefunden, ist eine weitergehende Beratung durch einen Wirbelsäulenchirurgen sinnvoll.
Können Sie einige Beispiele für spezifische Veränderungen nennen, bei denen eine Operation möglich ist?
Bei der Verengung des Spinalkanals (Spinalkanalstenose), einem Bandscheibenvorfall (Diskushernie) oder einem Wirbelbruch (Fraktur) bei Osteoporose oder nach einem Sturz, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Weitere Gründe Gründe für eine Operation können ein Wirbelgleiten oder eine starke Abnützung (Arthrose, Osteochondrose) sein, die zu einer Veränderung der Form, wie einem Buckel (Kyphose) oder einer Verkrümmung (Skoliose) der Wirbelsäule führen. Deshalb sollten diese Befunde unbedingt mit einem Wirbelsäulenchirurgen besprochen werden.
Muss bei den genannten Veränderungen immer operiert werden?
Nein, bestimmt nicht! Auch wenn solche Veränderungen gefunden werden, spielt die konservative Therapie weiterhin eine grosse Rolle. Der Wirbelsäulenchirurg kann aber am besten einschätzen, wann eine Operation das bessere Resultat als die konservative Therapie bringt, und umgekehrt.
Wie rasch sollte man zu einem Wirbelsäulenspezialisten?
Bestehen neurologische Symptome wie Lähmungen, Blasen- oder Mastdarmstörungen, sollte die weitere Abklärung rasch, u.U. notfallmässig, erfolgen. Auch gleichzeitiges Fieber, Rückenschmerzen im Zusammenhang mit Krebserkrankungen, oder ungewöhnlich heftige Schmerzen, gehören in diese Kategorie.
Wie sind die Erfolgschancen, wenn man den Rücken operieren muss?
Operationen bei Spinalkanalstenose sind in der Regel sehr erfolgreich. Auch bei stark symptomatischen Diskushernien, sind die Erfolgschancen gut. Grundsätzlich sind die Erfolgschancen aber von vielen individuellen Faktoren abhängig. Eine persönliche Beratung ist sehr wichtig.
Kann man den Rücken auch minimalinvasiv operieren?
Ja, das geht. Man wählt grundsätzlich immer den schonendsten, kleinstmöglichen Eingriff, um das gewünschte Resultat zu erreichen. Allerdings darf man keine falschen Kompromisse eingehen, schlussendlich muss für den Patienten das Problem gelöst werden. Die offene Chirurgie hat deshalb weiterhin einen grossen Stellenwert!
Diese Veränderungen sollten durch einen Wirbelsäulenchirurgen beurteilt werden:
- Spinalkanalstenose
- Diskushernie mit schwieriger Schmerzeinstellung
- Rückenprobleme mit Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen
- Wirbelfrakturen nach Stürzen oder bei Osteoporose
- Infektionen der Wirbelsäule
- Tumorbefall der Wirbelsäule
Operation möglich bei:
- Diskushernie
- Spinalkanalstenose
- Wirbelbruch
- Bandscheibenabnützung
Folgende Symptome deuten auf einen Notfall hin:
- Störungen der Sensibilität, Kraftverlust (Lähmung)
- Probleme beim Urinieren oder Stuhlgang
- Fieber im Zusammenhang mit Rückenschmerzen
- Neue Rückenschmerzen bei Tumorerkrankungen
- Rückenschmerzen im Zusammenhang mit einem Unfall, Sturz
Erstellt: 13.09.2023 07:00 Uhr
Paid Post
Dieser Beitrag wurde von Xmediasolutions in Kooperation mit Klinik Hirslanden erstellt. Die Redaktionen von Tages-Anzeiger und Tamedia / TX Group haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte.