Green Investments Starker Trend auf schwacher Basis

Nachhaltigkeit ist ein Top-Thema am Kapitalmarkt. Anleger sollten allerdings den Wertgehalt der Marketingversprechen prüfen.

Starker Trend auf schwacher Basis
«Von nachhaltigen Fonds pauschal eine positive Wirkung zu erwarten, ist falsch»

Für den Trend zur nachhaltigen Kapitalanlage war es so etwas wie ein Ritterschlag: Die SIX Group als Betreiberin der Schweizer Börse lancierte im Frühjahr 2021 ihre ersten ESG-Indizes. ESG steht für Environment, Social und Governance (Umwelt, Soziales, Unternehmensverantwortung). Als Grundmenge dient der Swiss Performance Index (SPI), der alle kotierten Aktien beinhaltet. Daraus erfolgt nach mehreren Kriterien die Auswahl der Aktien für den neuen SPI ESG Index. Die Unternehmen dürfen beispielsweise nicht mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes in den Sektoren Erwachsenenunterhaltung, Alkohol, Rüstungsgüter, Wettspiele, Gentechnik, Atomenergie, Kohle oder Tabak erzielen. «Dadurch ermöglicht SIX eine Förderung nachhaltig wirtschaftender Unternehmen und somit eine langfristige, nachhaltigere Ausrichtung der Schweizer Wirtschaft», verkündete die Börse stolz in einer Medienmitteilung.

Nachhaltige Anlagen wachsen deutlich

Schon seit Jahren nimmt das Volumen nachhaltig angelegter Gelder zu. Nach Angaben des Verbands Swiss Sustainable Finance waren 2020 in der Schweiz rund 1,5 Billionen Franken nachhaltig verwaltet, rund ein Drittel aller angelegten Vermögenswerte. Die Wachstumsrate betrug 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem nachhaltige Anlagefonds boomten mit einem Plus von 48 Prozent, während nachhaltige Mandate um 29 Prozent mehr gefragt waren. Der Zuwachs wird einerseits mit dem vermehrten Einsatz von nachhaltigen Anlagestilen, aber auch mit der guten Marktentwicklung begründet. Bei Anlagefonds ist der Anteil nachhaltig ausgerichteter Gefässe erstmals grösser als derjenige traditioneller Fonds. Besonders beliebt ist mittlerweile das «Impact Investing». Hier geht es darum, mit der Geldanlage entweder eine nachweisliche Wirkung zu erzielen, oder, falls diese ausbleibt, den Dialog mit dem Firmenmanagement zu suchen.

Keine pauschal positive Wirkung

Einen genaueren Blick auf Anlagefonds wirft die IFZ Sustainable Investments Study 2020 vom Institut für Finanzdienstleistungen der Hochschule Luzern. Das Angebot nachhaltig anlegender Publikumsfonds stieg binnen Jahresfrist um 31 Prozent auf 777 Produkte. Das starke Wachstum ergab sich vor allem daraus, dass Produktanbieter insgesamt 73 konventionelle Fonds in eine nachhaltige Bewirtschaftung überführten. Dies sei jedoch ein aufwändiger Prozess, meinen die Experten. Ausserdem verspricht nur die Minderheit der Fonds explizit einen positiven ökosozialen Effekt. Von den betrachteten 184 nachhaltigen Themenfonds weist nur ein Drittel – und hier vorwiegend die Umwelt- und Klimafonds – auf eine potenziell positive Wirkung (Impact) hin. Es sei ein verbreitetes Missverständnis, bei nachhaltigen Fonds pauschal einen positiven Impact zu erwarten, konstatiert Studienautor Manfred Stüttgen. Zudem verfolge nur eine Minderheit dieser Fonds explizit ein Wirkungsziel

Geld wird nicht gelenkt

Das kritisiert auch eine Untersuchung der Agentur Inrate, die im Sommer 2021 im Auftrag von Greenpeace Schweiz 51 nachhaltige Fonds untersucht hat. Man wollte wissen, ob sie tatsächlich mehr Kapital in eine nachhaltige und klimafreundliche Wirtschaft lenken. «Die untersuchten Fonds schaffen es bislang kaum, mehr Kapital in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft zu lenken als konventionelle Fonds», lautete das Ergebnis.
Der Wirkungsunterschied zu konventionellen Fonds war demnach so klein, dass die sogenannten nachhaltigen Anlagefonds im ESG-Impact-Rating von Inrate kaum merklich besser bewertet wurden als die konventionellen Fonds.

Wenig Unterschiede, schwache Rendite

Auch der Vergleichsdienst Moneyland hat sich jüngst mit nachhaltigen Fonds für Schweizer Aktien befasst und untersucht, wie sich deren Portfolios von denjenigen herkömmlicher Produkte unterscheiden. Das Fazit ist ernüchternd. «Auf den ersten Blick unterscheiden sich nachhaltige fast gar nicht von herkömmlichen Produkten», lässt Moneyland wissen. In beiden Fondsarten sind Nestlê, Novartis und Roche die drei grössten Positionen. Teils machen diese drei Aktien zusammen mehr als die Hälfte des gesamten Fonds aus. Die hohe Gewichtung entsteht aber nicht deshalb, weil diese Firmen besonders nachhaltig sind, sondern einfach nur, weil sie im Schweizer Aktienmarkt besonders gross sind. Immerhin, Raiffeisen hat als einziger Anbieter Nestlé nicht im Nachhaltigkeitsportfolio. Es gebe nämlich Kontroversen bezüglich der Produktionsprozesse. Ferner konnte keiner der von Moneyland untersuchten Nachhaltigkeitsfonds den SPI als Vergleichsindex bei der Performance übertreffen.

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Erstellt: 09.12.2021 07:00 Uhr

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