Grundversorgung Schweizer Gesundheitssystem gut gerüstet

Laut einer brandneuen Studie ist die Mehrheit der Menschen mit der hiesigen Gesundheitsversorgung zufrieden. Doch es gibt auch Defizite. Welche das sind und wie das Gesundheitssystem digitaler werden soll.

Schweizer Gesundheitssystem gut gerüstet
Viele Befragte finden, dass Ärzte unter Zeitdruck stehen.

Alle Jahre wieder. Als wären Terminflut und abzuarbeitende To-do-Listen in der Vorweihnachtszeit nicht schon anstrengend genug, schlägt auch sie dieses Jahr wieder gnadenlos zu: Die Erkältungswelle. Überall hustet und schnieft es, ob durch Corona- oder Rhinoviren. Und dabei hat die Grippewelle noch gar nicht begonnen – Eindrücke, die das Bundesamt für Gesundheit in seinem Anfang November neu ins Leben gerufenen Infoportal für übertragbare Krankheiten bestätigt. Darauf fortan jeden Mittwoch zu finden: Aktuelle Daten zu Infektions- und Erkrankungsfällen.

Gut aufgehoben in der Hausarztpraxis

Wann bei Grippe und Co. ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden sollte, lässt sich nicht allgemeingültig festlegen. Fest steht jedoch: sind die Beschwerden aussergewöhnlich stark ausgeprägt oder halten länger als eine Woche an, ist der Hausarzt oder die Hausärztin aufzusuchen. Für neun von zehn Personen in der Schweiz ist dies bei einem gesundheitlichen Problem die erste Anlaufstelle. Und 89 Prozent bewerten die medizinische Behandlung in den hiesigen Hausarztpraxen generell als «sehr gut». Das ist das Ergebnis einer zu Beginn des Monats veröffentlichten Studie der Stiftung Commonwealth Fund, welche alle drei Jahre die Wohnbevölkerung in mehreren Ländern zu deren Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem befragt – so auch die Schweizer Bevölkerung. Kriterien für die Untersuchung waren nicht nur der Zugang zur Gesundheitsversorgung sowie die Betreuungsprozesse, sondern auch Faktoren wie die Verwaltungseffizienz und Gerechtigkeit, also ob die erzielten Behandlungserfolge weitgehend unabhängig vom Einkommen sind. Schlechter bewerten die befragten dagegen die Frage, ob die Ärztinnen und Ärzte sich genügend Zeit für die Patienten nehmen. Mit 76 Prozent ist der Wert im Vergleich zum Jahr 2010, als sich noch 90 Prozent der befragten positiv äusserten, deutlich geringer.

Schweizer Gesundheitssystem gut gerüstet
Für neun von zehn Personen in der Schweiz ist dies bei einem gesundheitlichen Problem die erste Anlaufstelle.

Ärztliche Betreuung am Wochenende

Wie zufrieden die Teilnehmenden grundsätzlich mit der medizinischen Versorgung in der Schweiz sind, beantworten rund zwei Drittel der knapp 2‘300 befragten Personen mit «hervorragend» oder «sehr gut» – ein etwas geringerer Wert als bei den vergangenen Befragungen im Jahr 2020, als noch knapp drei Viertel der befragten dieser Ansicht waren. Zudem kam heraus, dass die Menschen in der Deutschschweiz (64 Prozent) und in der Westschweiz (61 Prozent) am zufriedensten mit der medizinischen Versorgung sind. Mit 52 Prozent steht die italienische Schweiz schlechter da. Weniger positiv sehen die befragten die medizinische Behandlung ausserhalb der üblichen Öffnungszeiten. 60 Prozent gaben an, dass es «sehr schwierig» sei, Abends, am Wochenende oder an Feiertagen eine medizinische Versorgung zu erhalten, ohne dabei eine Notfallstation oder Notfallpraxis zu besuchen.

Digitalisierung hinkt hinterher

Doch nicht nur in puncto Öffnungszeiten, auch beim Thema Digitalisierung herrscht Verbesserungsbedarf. Optimal eingesetzt könnte sie der Versorgungsqualität einen ziemlichen Schub verleihen. Problem: Zwar arbeiten viele Akteure bereits weitgehend digital, häufig sind die unterschiedlichen Systeme und Prozesse jedoch noch nicht gut aufeinander abgestimmt. Auch fehlt es an Interoperabilität, sodass Daten nicht durchweg nahtlos von einem System zum anderen übertragen werden können. Die Folge: Informationen müssen mehrfach angegeben sowie gleiche Tests und Untersuchungen mehrmals durchgeführt werden. Um diese Defizite auszumerzen, verabschiedete der Bundesrat jüngst das Programm «Digisanté». Ziel soll sein, mithilfe von rund 50 Vorhaben unter anderem «die Effizienz des Gesundheitssystems, die Behandlungsqualität und die Patientensicherheit» zu erhöhen. Und hierfür braucht es einen lückenlosen Datenfluss – sowohl zwischen den einzelnen Gesundheitseinrichtungen als auch zu Dritten. Zur Verbesserung des Datenaustausches zwischen den Behörden und den Akteuren im Gesundheitswesen steht zudem auf der Agenda, die Behördenleistungen zu digitalisieren und zu standardisieren. Damit das Programm realisiert werden kann, beantragt der Bundesrat vom Parlament einen Verpflichtungskredit von 392 Millionen Schweizer Franken. Stimmt dieses zu, soll Digisanté im Jahr 2025 starten.

Erstellt: 31.01.2024 07:00 Uhr

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