Eigenheimbau Hausbau mit Weitblick

Mit einem Neubau lässt sich nicht nur viel Energie sparen, auch können Bauleute einen grossen Anteil zum Klimaschutz leisten. Wie das funktioniert und letztlich sogar die Wildbienen profitieren.

Hausbau mit Weitblick
Gründächer und Photovoltaiktechnik bilden eine perfekte Symbiose

Wer heutige Luftaufnahmen seiner Stadt mit jenen von vor 30 Jahren vergleicht, staunt nicht schlecht, wie sehr sich so manche Dächer verändert haben – vor allem Flachdächer. Wurden diese damals noch in erster Linie mit Dachpappe bedeckt, spriessen nun auf immer mehr Dächern blühende Landschaften heran. Gerade Bauleute, denen viel am Thema Nachhaltigkeit gelegen ist, entscheiden sich in zunehmendem Masse für eine Begrünung. Weltweiter Vorrei­ter und gleichzeitig Weltmeister des Wildwuchses auf Dächern ist der Kanton Basel-Stadt. Mit rund acht Quadratmetern pro Einwohner hat die Stadt
im Dreiländereck die höchste Dachbegrünungsquote überhaupt. Ursprung hierfür war das Jahr 1995, als die Universität Basel untersuchte, inwieweit begrünte Dächer einen positiven Einfluss auf das Stadtklima und die Biodiversität haben können.

Insekten zieht es nach Basel

Die gute Nachricht: Wer auf Flachdächern eine Vegetationsfläche schaffen möchte, kann dies ohne grossen Mehraufwand und Änderungen am Bauwerk tun. Angesichts der immensen Fähigkeit, Wasser zu speichern, hält die Dachbegrünung bis zu 90 Prozent der Niederschlagsmenge zurück und gibt sie durch Verdunstung dem natürlichen Kreislauf zurück. Und nicht nur das: Begrünte Dächer sind ein perfekter Wärmeschutz und sorgen dafür, dass Abdichtungen auf dem Dach weniger schnell altern. Ganz abgesehen von grossen Pflanzenvielfalt, welche unzählige Vögel, Wildbienen, Schmetterlinge und Laufkäfer anziehen.

Erhöhter Wirkungsgrad der Solartechnik

Wer nun meint, Gründächer verhindern die Installation von Photovoltaiktechnik, der irrt. Im Gegenteil: Beide Varianten können sogar eine perfekte Symbiose bilden. Zum einen lassen sich die Träger der Solarpanels in der Vegetationsschicht befestigen, sodass eine Durchdringung des Daches entfällt. Zum anderen wird durch die Beschattung der Solarmodule eine erhöhte Biodiversität ermöglicht. Nicht zuletzt überzeugt diese Kombination, weil die Vegetation zu einer höheren Effizienz der Solarzellen führen kann. Fachleute sprechen von einer vierprozentigen Steigerung: Da die Pflanzen durch Verdunstung kühlen, bringen die Solarzellen eine höhere Leistung.

Elektrizität von der Fassade

Eigenen Strom zu produzieren, ohne von den steigenden Energiepreisen abhängig zu sein, motiviert mittlerweile immer mehr Bauleute auf Photovoltaiktechnik zu setzen. Schliesslich ist schweizweit genügend Sonne für einen effizienten Betrieb vorhanden. Besondere Pluspunkte: Solarzellen produzieren Strom, ohne dabei Lärm oder Abgase zu produzieren. Selbst im Fassadenbereich, aber auch an Balkonen besteht inzwischen die Möglichkeit, Solarpanels problemlos zu installieren, so etwa Plug-and-Play-Photovoltaikanlagen. Mit einer Leistung von maximal 0,6 Kilowatt lässt sich mit ihnen spielend leicht Sonnenstrom erzeugen. Entgegen bestehender Solaranlagen, die eine Nennleistung von drei bis 20 Kilowatt vorweisen, sind diese erheblich kleineren Anlagen für Selbstmontage geeignet. Mit der erneuerbaren Energie können anschliessend elektrische und elektronische Geräte, die ständig in Betrieb sind, wie Kühlschrank oder Notebook, betrieben werden.

Innovative Baumaterialien

Nachhaltig zu bauen, bedeutet jedoch auch, die richtigen Baumaterialen einzusetzen – idealerweise solche, die in vielen Jahren nach dem Abriss wieder in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden können, zudem jedoch in der Produktion kaum Energie benötigen. Problem, gerade bei Beton und Ziegelstein: Zwar halten beide Baustoffe über viele Jahrzehnte, allerdings sind sie in der Herstellung aufgrund des Brennens bei hohen Temperaturen sehr energieintensiv – acht Prozent aller Treibhausemissionen weltweit gehen auf die Zementproduktion zurück.


Umso wichtiger ist es deshalb, alternative Baustoffe zu finden. Als neues Wundermaterial gelten bei Forschenden die Wurzeln von Pilzen. Im Gegensatz zu Holz zeichnet sich die sogenannte Myzelstruktur durch ihr schnelles Wachstum aus und lässt sich leicht in die gewünschte Form bringen werden. Weiterer Vorteil: Die Pilzmyzel kann vor Ort ohne grossen Energieaufwand gezüchtet werden. Wie fest und flexibel das Material am Ende ist, hängt vom Hersteller ab. Ausschlaggebend sind nicht nur die Nährstoffzufuhr und Lichteinfall, sondern auch die Feuchtigkeit und die Temperatur. So kann es sein, dass das Baumaterial schlussendlich so dünn wie Papier oder so hart wie Beton wird. Fakt ist jedoch: Trotz vielversprechender Ansätze, werden noch ein paar Jahre ins Land gehen, bis aus dem Material komplette Häuser entstehen werden.

Erstellt: 01.03.2022 07:00 Uhr

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