Unternehmensbeitrag – Interview «Zehn-Millionen-Schweiz erfordert raumplanerisches Umdenken»

Warum das Immobiliengeschäft Einfluss auf den Wohlstand der nächsten Generation hat und wie die Projektentwicklung der Zukunft aussieht, erklärt Stefan Gabriel von der Steiner AG.

«Unsere Stärke liegt insbesondere in komplexen Projektentwicklungen» Bildquelle: www.studiogataric.ch

Die Neubaubewilligungen und resultierend daraus die Hochbauinvestitionen gehen von Jahr zu Jahr zurück. Welchen Einfluss hat dies auf nächste Generation?

Die politischen Parteien verfolgen zunehmend unterschiedliche Ziele und entwickeln individuelle Visionen, die oft nicht realisierbar sind. Beispiele dafür finden sich deutlich in Zürich, wie beispielsweise das KIBAG-Areal, Neugasse oder die Abschaffung der Einkommensgrenze für «preisgünstige» Wohnungen. In der Immobilienbranche ist klar, dass wir bei grösseren Entwicklungen in Städten immer einen bestimmten Anteil von bezahlbaren Wohnungen berücksichtigen müssen. Projekte sollten jedoch nicht daran scheitern, dass die Politik einen zu hohen Anteil fordert. Andernfalls bleiben Areale weiterhin ungenutzt und niemand profitiert davon. Die Zehn-Millionen Schweiz werden wir raumplanerisch so nicht erfolgreich bewältigen können – mit erheblichen Auswirkungen auf die kommenden Generationen und auf unsere Wirtschaft.

 

Die Steiner AG, als traditionelles Bauunternehmen in der Schweiz, wird in Zukunft ausschliesslich auf die Projektentwicklung setzen.

Richtig. Über Jahre hinweg haben wir festgestellt, dass unsere Stärke insbesondere in komplexen Projektentwicklungen liegt. Wir verfügen über die Unternehmensgrösse, Erfahrung, Baukompetenz und Ausdauer, um auch grössere Transformationsareale in der Agglomeration, wie zum Beispiel das Glasi-Quartier, erfolgreich umzusetzen.

 

Es wird häufig von verzögerten Baubewilligungen gesprochen. Sind unsere Planungsinstrumente zu kompliziert?

Ja, viele Städte und Gemeinden mussten ihre Bau- und Zonenordnungen überarbeiten. Dabei wurden sie oft noch komplexer gestaltet. Es kommt häufig vor, dass selbst Behörden aufgrund der Komplexität verschiedene Bestimmungen falsch interpretieren. Dies führt zu Verzögerungen, Frustration und hohen Prüfungskosten. Eine einheitliche Bau- und Zonenordnung, wenn schon nicht auf nationaler, zumindest auf kantonaler Ebene, mit klar definierten Ausnahmen wäre wünschenswert.

 

Die Steiner AG hat Entwicklungsprojekte in A-, B- und C-Lagen im Wert von 25 bis 400 Millionen. Diese Diversität deutet auf kein klares Profil hin. Was steckt dahinter?


Als reiner Entwickler mit einer Entwicklungspipeline im Wert von fünf Milliarden können wir uns nicht nur auf A-Lagen konzentrieren. Mit unserer Erfahrung erkennen wir auch immer wieder grosses Potenzial in der Agglomeration. Dafür sind Kreativität, eine klare Vision und die Bereitschaft, ein gewisses Risiko einzugehen, erforderlich.

 

An welchen Projekten hatten Sie am meisten Freude?

Das lässt sich nach fast zehn Jahren bei der Steiner AG nicht pauschal sagen. Der Landskronhof in Basel als Vorzeigebeispiel für innerstädtische Verdichtung war inspirierend. Mitten in einer Blockrandzone konnten wir durch die Zusammenlegung von Parzellen ein Mehrfamilienhaus realisieren. Das Glasi-Quartier ist ein grossartiges Beispiel dafür, wie ein Projekt nach Fertigstellung bereits belebt sein kann. Aktuell ist der ehemalige Bankverein am Aeschenplatz 6 in Basel, ein Musterbeispiel dafür, wie ein hochwertiges Bürogebäude aus den 1980er-Jahren zu einem multifunktionalen, lebendigen Stadtbaustein entwickelt werden kann.

 

Wie sieht die Projektentwicklung der Zukunft aus?

Nicht ohne Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Die Steiner AG verfolgt verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit, von SNBS-Zertifizierungen über die Realisierung eines Holzbaus in Ostermundingen bis hin zur Entwicklung einer ESG-Strategie. Im Bereich der Digitalisierung ist BIM bereits Standard. Interessanter ist, wie und in welcher Form unsere Branche Künstliche Intelligenz einsetzen wird. Durch die Anforderungen der ESG und Labels wird in Zukunft der Abriss grösserer Gebäude in A- oder B-Lagen der Vergangenheit angehören. Bürogebäude werden zu Wohngebäuden umgewandelt.

 

Wie sehen Sie zurzeit Markteinschätzung?

Durch die Senkung des Leitzinses durch die Nationalbank im März 2024 wird das Transaktionsvolumen sicherlich besser ausfallen als im Jahr 2023. Es herrscht jedoch immer noch eine gewisse Zurückhaltung auf dem Markt. Andererseits spüren wir neue Unsicherheiten, wie zum Beispiel in der Stadt Zürich. Investoren prüfen genau, ob sich eine Investition in Verbindung mit den damit verbundenen Risiken noch lohnt. Mit der dort im Februar 2024 eingereichten «Wohnschutzinitiative» befürchten viele, dass sich bald ähnliche Bedingungen wie in Basel ergeben könnten. Allerdings hat Basel noch zahlreiche grosse Transformationsareale in der Stadt, was auf Zürich weniger zutrifft.

Im Interview

Stefan Gabriel

Head Real Estate Development & Acquisition Deutschschweiz

Steiner AG

www.steiner.ch

Erstellt: 28.04.2024 07:00 Uhr

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Dieser Beitrag wurde von Xmediasolutions in Kooperation mit Steiner AG erstellt. Die Redaktionen von Tages-Anzeiger und Tamedia / TX Group haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte.