Energiewende Herausforderung Klimaschutz: sichere Versorgung auch ohne CO2

Wie kann die Schweiz ihre Klimaziele und CO 2-Neutralität erreichen? Und das auch ohne die fünf Kernkraftwerke, welche gemäss der aktuellen staatlichen Strategie mittelfristig abgeschaltet werden sollen.

Herausforderung Klimaschutz: sichere Versorgung auch ohne CO2
Der Bundesrat hat am 28. August 2019 entschieden, dass die Schweiz ab 2050 keine Treibhausgase mehr ausstossen darf.

Der Bundesrat hat am 28. August 2019 entschieden, dass die Schweiz ab 2050 keine Treibhausgase mehr ausstossen darf. Bereits am 21. Mai war das revidierte Energiegesetz angenommen worden, wonach die erneuerbaren Energien gefördert und deren Effizienz erhöht werden soll. Auf neue Kernkraftwerke wird verzichtet. Mit dieser staatlichen Energie Strategie ( ES 2050) soll auch die Abhängigkeit von Importen reduziert sowie Wirtschaftsförderung betrieben werden. 2021 stammten laut Angaben des Schweizerisches Bundesamts für Statistik 26 Prozent des Bruttoenergieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen. Beim Vergleich dieses besonders wichtigen Umweltindikators liegt die Schweiz damit zwar deutlich unter den Werten des Spitzenreiters Schweden (62,6 Prozent), aber dennoch über dem EU-Durchschnittswert von 21,8 Prozent. Nach Regierungszahlen (September 2022) stammte 2021 der Strom der Schweizer Steckdosen sogar zu rund 80 Prozent aus erneuerbaren Energien. Das ist immerhin fast doppelt so viel wie beim Nachbarn Deutschland. In der Schweiz liefert davon 68 Prozent die Wasserkraft, rund 11 Prozent stammen aus Photovoltaik (PV), Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse. Der Rest des Gesamtstroms stammt überwiegend aus Kernenergie.

Wasser, Sonne, Wind

Bei der Wasserkraft rechnet der Branchenverband bis 2035 mit einem zusätzlichen Potenzial von 37,4 Terawattstunden (TWS). Allerdings gibt es hier auch Wachstumsgrenzen. Denn unter den gegebenen Landschafts- und Gewässerschutzbestimmungen sind zumindest die Möglichkeiten zum Bau von neuen Grosswasserkraftwerken praktisch ausgeschöpft. Bei der Photovoltaik (PV) braucht es hingegen unbedingt weitere politische Förderung sowie Fortschritte in der PV-Technologie, die etwa höhere Wirkungsgrade bei sinkenden Produktionskosten ermöglichen. Das Potenzial der Windenergie in der Schweiz wird auf 0,7 bis 1,7 TWH pro Jahr bis 2035 geschätzt. Mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz und gesetzliche Rahmenbedingungen könnten jedoch substanziellen Zubau verhindern. Die Möglichkeiten der Stromerzeugung aus Biomasse werden mit 1,4 bis 2,8 TWH bis 2035 derzeit höher eingeschätzt.

 

Herausforderung Klimaschutz: sichere Versorgung auch ohne CO2
Im vergangenen Jahr sank der stromendverbrauch in der Schweiz immerhin ein wenig, nämlich um 1,9 Prozent auf 57 TWH.

Technische Entwicklung

All dies dürfte kaum ausreichen, um die hohen Ziele des ES 2050 zu erreichen. Existierende Technologien zur direkten Reduktion der Treibhausgase, wie etwa Co2-Filteranlagen (Carbon Dioxide Air Capture), lassen sich leider auch auf längere Sicht nicht im benötigten umfang realisieren. Die Konzentration auf die Erneuerbaren ist also praktisch alternativlos, nimmt man den Atomausstieg einmal als gesetzt. Da andere Energieformen entfallen, wird der Verbrauch an Strom weiter anwachsen. Laut der neuen Zürcher Zeitung (NZZ) rechnen Fachleute mit einem mehr als doppelten Bedarf pro Kopf. Da Wasser, Wind und Sonne zudem nicht konstant verfügbar sind, braucht es sehr grosse Speicherkapazitäten beziehungsweise die unmittelbare Umwandlung von Strom in Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe.

Berechnet man aber den Aufwand, der hierfür notwendig wäre, wird klar, dass die Schweiz hier wortwörtlich an ihre Grenzen stossen würde. Langfristig sind die Klimaziele nur in internationaler Zusammenarbeit erreichbar, dies betrifft sowohl die Stromspeicherung als auch die Importe Co2-freien Stroms. Bislang steigen die Schweizer Nettostromimporte stetig, 2021 lagen sie bei 35,4 TWH.

Sparen und Umdenken

Im vergangenen Jahr sank der Stromendverbrauch in der Schweiz immerhin ein wenig, nämlich um 1,9 Prozent auf 57 TWH. Diese meldete das unabhängige Forschungsunternehmen Enerdata im April 2023 mit Verweis auf das Bundesamt für Energie. Klimaziele werden sich nicht ohne stromsparen erreichen lassen. Laut der Initiative «Energieschweiz» sind die rund 2,3 Millionen Gebäude in der Schweiz für rund 45 Prozent des Energieverbrauchs und der Gebäudesektor ist für 33 Prozent der gesamten Co2-emissionen verantwortlich. Neben anderen Initiativen betreibt «Energieschweiz» hier wichtige Aufklärungsarbeit und zeigt, was jede Schweizerin und jeder Schweizer sowie Unternehmen zur Erreichung von Klimazielen beitragen können, sei es durch neue energiesparende Geräte, Maschinen oder Fahrzeuge, durch die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder einfach durch bewussteren Energieverbrauch.

Erstellt: 19.08.2023 07:00 Uhr

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