Sustainable Investments Rendite mit gutem Gewissen

Geld verdienen und dabei auch noch Gutes tun: Nachhaltige Investments sind ein Megatrend – auch in der Schweiz. Worauf Privatanleger achten sollten.

Rendite mit gutem Gewissen
Das Angebot an nachhaltigen Fonds wird weiterhin zunehmen.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über das Thema Nachhaltigkeit diskutiert wird. Ob im ökologischen Landbau, fairen Handel oder bei der ressourcenschonenden Energieerzeugung: Bereiche, die eng mit dem Nachhaltigkeitsgedanken zusammenhängen. Doch mal ehrlich: Wer bringt schon den Finanzsektor mit nachhaltigem Handeln in Verbindung? Eine Branche, in der stets die finanzielle Rendite stimmen muss und Umweltaspekte und soziale Verträglichkeit in der Regel kaum Beachtung finden – bislang zumindest. Denn die Finanzbranche hat nicht erst seit gestern erkannt, dass auch sie einen Beitrag leisten muss. Auch, weil immer mehr Anlegerinnen und Anleger wissen wollen, was mit ihrem investierten Geld passiert.

Stabiler Anteil

Private Anleger sind heutzutage verstärkt auf der Suche nach Ökofonds, grünen Aktien und ethischen ETFs, denn sie möchten auch beim Geldanlegen Nachhaltigkeit in all ihren Facetten unterstützen. Nicht ohne Grund, denn in der Vergangenheit gab es zahlreiche Ereignisse, die sich negativ auf Unternehmen auswirkten, die nicht nach dem Nachhaltigkeitsprinzip wirtschafteten – Stichworte: Bankenkrise 2007 – 2009, Untergang der BP Ölplattform Deepwater Horizon oder VW Abgas Skandal. Das Gute: Green Investments liegen laut der letzten Marktstudie von «Swiss Sustainable Finance (SSF)» im Trend: Rund CHF 1’610 Milliarden Franken beträgt das Marktvolumen für nachhaltige Anlagen in der Schweiz, wie die «Marktstudie Nachhaltige Anlagen 2023» von Swiss Sustainable Finance (SSF) zeigt. Das ist zwar ein Rückgang des Gesamtvolumens von Anlagen mit Nachhaltigkeitsbezug von 19 Prozent von Ende 2021 bis Ende 2022. Hinter diesem Rückgang stehen jedoch mehrere Faktoren: die negative Marktperformance im Jahr 2022 (18 Prozentpunkte), enger gefasste Definitionen der Studienteilnehmenden, die Anlagen mit Nachhaltigkeitsbezug in der Schweiz managen, und ein geringeres ausgewiesenes Volumen für den Stewardship Ansatz durch Asset Owner aufgrund methodischer Änderungen. Ähnlich wie im Vorjahr hat das Volumen nachhaltigkeitsbezogener Fonds einen Anteil von rund 52 Prozent am gesamten Schweizer Fondsmarkt.

(K)eine Frage der Rendite

Und wie sieht es mit der Rendite aus? Lange Zeit waren viele Anleger der Meinung, dass nachhaltige Geldanlagen nur auf Kosten von Rendite zu haben seien. Dieses Vorurteil konnte eine Meta Studie der Universität Hamburg aus dem Weg räumen. Rund 2’000 empirische Untersuchungen wurden untersucht, mehr als 90 Prozent dieser Studien kamen zu dem Schluss, dass nachhaltige Anlagen keinen Einfluss auf die Höhe des Gewinns haben oder diesen sogar erhöhen. Anleger sollten sich allerdings bewusst machen, dass auch nachhaltige Anlagen Marktschwankungen unterliegen, wie jede andere Börseninvestition auch. Es gibt also keine Kapitalgarantie. Grundsätzlich kann Kapital nachhaltig angelegt werden, indem einerseits in entsprechenden ETFs, also börsengehandelten Indexfonds, investiert wird. Andererseits kann auch mittels aktiv gemanagter, nachhaltiger Fonds ein Vermögen mit «gutem Gewissen» aufgebaut oder über einen Aktienkauf direkt in nachhaltige Unternehmen investiert werden.

Rendite mit gutem Gewissen
Private Anleger sind heutzutage verstärkt auf der Suche nach Ökofonds, grünen Aktien und ethischen ETFs.

Portfolio genau inspizieren

Mit der steigenden Nachfrage wächst das Angebot an nachhaltigen Finanzprodukten. Nachhaltige Anlagen sind ein Wachstumsmarkt – und ein recht undurchschaubares Feld. Welche Fonds sind wirklich solide? Welche Anlagen bieten gute Renditen? Und vor allem: Welche sind zu gut oder «grün», um wahr zu sein? Für Privatanleger ist das Angebot schwierig zu überblicken, dabei sollten sie genau hinsehen. Der Grund: Nicht immer ist ein Portfolio komplett nachhaltig, wenn es nachhaltig genannt wird. Denn viele Anbieter setzen beispielsweise auf einen sogenannten «Best in Class» Ansatz. Dadurch werden aus jeder Branche die nachhaltigsten 25 oder 50 Prozent herausgefiltert, investiert wird also in die Besten der «Klasse». Auch Ölfirmen oder Kohlekonzerne, die hohe Emissionen verursachen, können so in einem nachhaltigen Depot landen, denn Ausschlusskriterien gibt es bei diesem Ansatz nicht. Konkret müssen Anleger, die «mit gutem Gewissen» Vermögen aufbauen wollen, darauf achten, dass ihr Kapital nicht in Unternehmen fliesst, die Rüstungsgeschäfte betreiben, Waffen produzieren oder Kinder für sich arbeiten lassen. Ebenfalls sollten sie nicht in Konzerne investieren, die Atomkraftwerke betreiben, mit Gentechnik Geld verdienen oder in irgendeiner Form Umwelt, Natur und Gesellschaft schaden. Auch Tabakkonzerne oder Alkoholproduzenten sollten in einem «grünen» Portfolio keine Rolle spielen. Wer sich als Anleger für nachhaltige Finanzprodukte interessiert, sollte vor dem Kauf unbedingt genau in das Portfolio blicken und überprüfen, welche Einzelwerte aufgenommen worden sind.

Soziale Aspekte als Anlagechancen

Wer als Anlegerin oder Anleger noch strengere Massstäbe als die ESG Kriterien auf der Suche nach einer nachhaltigen Geldanlage anlegen will, sollte auf das Urteil des deutschen Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) vertrauen, da für die Schweiz derzeit keine derartigen Gütekriterien existieren. Die Hochschule Luzern (HSLU) veröffentlicht darüber hinaus seit einigen Jahren die Sustainable Investment Studie, die nachhaltige Bonds und Fonds unter die Lupe nimmt. Die aktuellste Ausgabe, die im November 2023 veröffentlicht worden ist, kommt zu dem Ergebnis, dass Anleger in 2022 mehr als 90 Prozent aller neu allozierten Gelder in entsprechende Gefässe investierten. Doch nicht alle Nachhaltigkeitsdimensionen werden in den Fonds gleich stark berücksichtigt: Soziale Aspekte erhalten noch wenig Gewicht. 94 Prozent der insgesamt 2’155 nachhaltigen Fonds in der Schweiz erfüllen die Mindeststandards des Branchenverbandes Schweizer Asset Manager AMAS, fokussieren sich aber mehrheitlich auf ökologische Themen wie Klimarisiken. Lediglich die Überprüfung von Unternehmen auf die Einhaltung sozialer Mindeststandards wie Menschen und Arbeitsrechte hat sich etabliert. Soziale Kriterien werden in der Breite also noch selten berücksichtigt. Co Studienautor und Professor Manfred Stüttgen nennt den Grund: «Unternehmen auf Verstösse gegen soziale Normen zu prüfen ist höchst anspruchsvoll und die Beurteilung subjektiv.» Laut Studie selektiert ein Nischensegment von rund 50 Fonds seine Investments nach sozialen Themenschwerpunkten wie Bevölkerungsalterung, Bildung, sozialer Fortschritt oder Diversität. Oft orientieren sich solche Themenfonds an den 17 Zielen der Vereinten Nationen zur Erreichung einer nachhaltigeren Weltwirtschaft. So oder so dürfte gemäss der Studienautoren der Trend zu mehr nachhaltigen Investments ab 2024 eine neue Dynamik entfalten: «Banken werden künftig die Nachhaltigkeitsvorlieben ihrer privaten Kundschaft zwingend erheben und passende Anlagelösungen anbieten müssen. So verlangt es die neue Selbstregulierung der Schweizerischen Bankiervereinigung.» Stüttgen ist sich sicher: «Mit dieser wesentlichen Neuerung im Schweizerischen Bankensystem wird das Angebot an nachhaltigen Fonds nochmals zunehmen.»

Erstellt: 26.03.2024 07:00 Uhr

Paid Post

Dieser Artikel wurde von Xmediasolutions erstellt. Die Redaktionen von Tages-Anzeiger und Tamedia / TX Group haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte.