Im Interview: Alexander Vegh «Diese KI erleichtert die Datenverarbeitung immens»

DeepCloud steht für hochinnovative KI-Lösungen, welche die Effizienz in Unternehmen steigern. Wie dies in der Praxis aussieht und welche Einsparungen dadurch möglich sind, erläutert Alexander Vegh.

«Mit DeepO kann man rund 30 Prozent an Zeit und Kosten sparen»

Herr Vegh, Daten und Dokumente automatisiert zu verarbeiten, wird in der digitalisierten Geschäftswelt zunehmend zum Standard. Welche Rolle spielt Künstlicher Intelligenz, kurz KI, bereits?

Den elektronischen Austausch von Dokumenten gab es bereits, bevor die KI aufkam. Was jetzt neu ist: Konnte man vorher bei so etwas nur als grosser Konzern mitspielen, ist dies nun auch zunehmend für KMU möglich. Und liessen sich damals nur strukturierte Daten verarbeiten, die übersichtlich in einem Formular eingetragen waren, besteht heute dank KI die Option, zum Beispiel auch komplexere Rechnungen einzulesen und zu strukturieren.

Und genau das ist Ihre Stärke …

Absolut. Unser Anspruch ist es, sämtliche Dokumente, die in der Geschäftswelt vorkommen, mit unseren Tools automatisiert zu erkennen und weiterzuverarbeiten. So sind Unternehmen in der Lage, ihre Effizienz und Leistung zu steigern und somit die Zusammenarbeit mit ihren Kunden zu optimieren. Hierfür haben wir als DeepCloud verschiedene Produkte im Repertoire. Beispielsweise können Sie mit DeepBox – eine All-in-One-Plattform – Dokumente in einer sicheren und automatisierten Cloud-Umgebung verarbeiten, speichern und teilen. DeepID oder DeepSign sind Tools zur Erkennung von Personen. Sie stellen sicher, dass die Rechnung von der entsprechenden Firma oder Person kommt.

DeepSign ist ein Tool, das seit Kurzem die digitale Transformation in der Stadt Basel antreibt …

Ja, nach erfolgreicher Einführung unserer digitalen Signaturlösung in Zürich freuen wir uns, dass nun auch das Justiz- und Sicherheitsdepartement Basel-Stadt DeepSign gewählt hat, um seinen Signaturprozess zu digitalisieren. Bis Ostern 2025 wird DeepSign in allen drei Basler Gemeinden implementiert. Sämtliche Dokumente und Bescheinigungen können damit digital signiert oder gesiegelt werden. Dies bedeutet einen immensen Fortschritt in der digitalen Entwicklung Basels.

Mit der Datenerfassungs-KI DeepO haben Sie zudem ein Produkt lanciert, das KI auf eine neue Ebene setzt. Wozu ist DeepO in der Lage?

DeepO ist eine Automatisierungstechnologie, mit deren Hilfe wir die Verarbeitung von Geschäftsdaten, wie Rechnungen, Quittungen, Auftragsbestätigungen, Gutschriften oder Gehaltsabrechnungen, immens erleichtern. DeepO liest und versteht mittels KI nicht nur Dokumente – egal ob strukturiert oder unstrukturiert –, sondern digitalisiert die Informationen automatisch und transferiert sie für die Verarbeitung in andere Systeme. Woher das Dokument kommt, ist nicht ausschlaggebend: Es besteht die Möglichkeit, es über einen Scanner einzulesen, per E-Mail zu senden oder manuell per App hochzuladen.

Seit Januar 2023 wurden mit DeepO mehr als vier Millionen Dokumente verarbeitet. Wo findet diese Technologie Anwendung?

Eine Branche, die uns sehr am Herzen liegt und in der wir stark vertreten sind, ist der Treuhänderbereich. Treuhänder können dank der DeepBox ihre Arbeit stark vereinfachen und in Kürze komplette Bilanzen anfertigen. Aber auch Firmen, die eine interne Kreditorenbuchhaltung betreiben, gehören zu unserem Kundenstamm. Laufen Rechnungen ein, können diese schnell und zuverlässig automatisch verarbeitet werden. Ein weiterer Anwendungsfall ist die Spesenerfassung, die mittels mobiler Applikationen nach Abfotografieren der Rechnung ganz automatisch erfolgt. Nicht zuletzt lassen sich auf diese Weise Bestellungen viel leichter abwickeln.

Bedeutet dies, dass manuelles Eingeben von Daten endgültig Geschichte ist?

Das glaube ich persönlich nicht. Zwar wird manuelles Eingeben grössenteils wegfallen, jedoch nicht das Kontrollieren. Es wird nach wie vor jemanden brauchen, der die Verantwortung übernimmt, dass die Rechnungen am Ende auch stimmen.

In welchen Bereichen braucht es Kontrolle – oder eben nicht mehr?

Bei einer Rechnung eines neuen Kunden ist die Kontrolle wichtig – auch wenn eine Firma plötzlich ein anderes Konto hat. Kommt dagegen von einem Geschäftspartner jeden Monat eine Rechnung im selben Umfang, kann diese automatisch abgewickelt werden. Das grosse Problem ist immer: Wo kommen die Daten her und wie sicher ist es, dass sie wirklich von der entsprechenden Person stammen.

Welche Einsparpotenziale bieten sich durch DeepO?

Diese Frage haben wir von einer Fachhochschule in St. Gallen untersuchen lassen. Das Ergebnis: Die Kunden, die DeepO heute schon einsetzen, sparen rund 30 Prozent an Zeit und Kosten. Mit wenig Aufwand seien sogar bis zu 45 Prozent machbar. Hierfür muss man ein wenig Zeit und Geld investieren und das System entsprechend anpassen.

Wie unterscheidet sich DeepO von herkömmlichen Technologien?

Herkömmliche Systeme sind oft sehr teuer und müssen zudem beim Kunden installiert werden. Unsere Tools, die über die Cloud laufen, lernen permanent dazu, passen sich an, korrigieren Fehler, ohne dass der Kunde etwas bei sich ändern muss. Ein Unterschied zu vielen anderen Anbietern: Wir kommen aus der Buchhaltung und kennen die entsprechenden Systeme. Dadurch wissen wir, wie sie ticken, worauf es ankommt und was es braucht. Zudem sind die Systeme voroptimiert. Kommt etwa ein neuer Mehrwertsteuersatz heraus, der erst ab dem kommenden Jahr gilt, dann kann das System ab dem ersten Tag damit umgehen.

DeepO ist sowohl als integrierte Funktion als auch als eigenständige Lösung verfügbar. Was heisst das konkret?

DeepO kann als „Standalone-Lösung“ in ein vorhandenes System eingebaut oder auch in Kombination mit unserem Produkt DeepBox eingesetzt werden. Hierfür gehen Sie auf unsere Homepage und eröffnen sich den entsprechenden Account. Dort können Sie Ihre Dokumente hochladen, welche dann direkt erkannt werden. Alternativ können Sie unsere Schnittstellenbeschreibungen anfordern.

Wie sicher sind bei der Nutzung die Kundendaten?

Grundsätzlich werden die Datenschutzbestimmungen immer strenger – in der Schweiz gibt es seit vergangenem Herbst ein neues Datenschutzgesetz. DeepCloud ist nicht nur nach ISO 27001 zertifiziert, wir hosten zudem unsere Daten in Schweizer Rechenzentren. Sämtliche Daten halten wir auf unserer Infrastruktur und haben uns in Hochsicherheitszentren eingemietet, in denen all unsere Hardware und Software installiert ist.

Welche neuen Funktionen oder Upgrades sind künftig zu erwarten?

Mehr Automatisierung, mehr Analyse, aber auch mehr Identifikation von Problemen – egal, ob sie absichtlich oder unabsichtlich aufgetreten sind. Das System sollte selbstständig arbeiten und bei Abweichungen vom Standard Meldung geben. Unser Ziel ist es, noch mehr Dokumententypen und Positionen in Tabellen zu erkennen. Was noch kommen muss und worin noch einige Herausforderungen liegen, ist die digitale Identifikation der Gegenpartei.

«Diese KI erleichtert die Datenverarbeitung immens»
Im Interview: Alexander Vegh CTO DeepCloud AG

Alexander Vegh zur Entwicklung von KI

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Wo liegen ihre Anfänge?

Begonnen hat die Entwicklung in den 1950er-Jahren, als die ersten Computer aufgekommen sind. Bereits im Jahr 1966 entstand unter dem Namen Eliza der erste Chatbot. Dennoch gab es nie den ganz grossen Durchbruch, weshalb Ende der 1980er-Jahre viele KI-Projekte eingestampft wurden. Stattdessen konzentrierte man sich auf die Entwicklung des Internets.

Was war letztlich der grosse Game Changer?

Vor zwölf Jahren kam das Thema KI wieder auf – was vor allem an „Google Translate“ und „Google Image Search“ lag. Seit ChatGPT vor zwei Jahren den Markt eroberte, spricht inzwischen quasi jeder davon.

Was sind die neuesten Entwicklungen?

Die Investitionen sind absurd hoch. Gefühlt kommen zehn neue Produkte pro Tag heraus – ob Sprach- oder Bilderkennungsmodelle, was eine finale Einschätzung kaum ermöglicht.

Gibt es eine unabhängige Instanz, die beurteilt, ob ein entwickeltes Produkt Nutzen bringt oder nicht?

Die Europäische Union hat zur KI jüngst ihr erstes Gesetz veröffentlicht. Dieses zwingt die entwickelnden Firmen zu sagen, womit sie die Daten trainieren. Ziel der EU ist es, Regeln aufzustellen, sodass riskante Entwicklungen verboten werden. Dies wird zwar mehr Bürokratie generieren, ist jedoch letztlich notwendig, um schwarze Schafe herauszufiltern.

Wie schätzen Sie den KI-Markt der Zeit ein?

Es herrscht eine grosse Nervosität im Markt. Jeder will und muss mithalten, was sich mitunter an der Qualität niederschlägt. Vieles, was gehyped wird, ist oft verbesserungswürdig.

Kontakt

Alexander Vegh
CTO
DeepCloud AG
c/o Abacus Research AG
www.deepcloud.swiss

Zum Unternehmen

DeepCloud ist ein hochinnovatives Schweizer Technologieunternehmen. Es stellt modernste KI-basierte digitale Dienste bereit, welche die Arbeitseffizienz und die Zusammenarbeit verbessern. Die Cloud-Lösungen, die auf Schweizer Servern gehostet werden, sind nach ISO 27001 zertifiziert und bieten ein Höchstmass an Sicherheit. DeepCloud ist ein Spin-off von Abacus Research, dem Schweizer Marktführer für ERP-Software

Erstellt: 08.09.2024 07:00 Uhr

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