Diabetes 75 Prozent der Fälle durch gesunde Lebensweise vermeidbar

Österreichische Forschende plädieren für eine pflanzenbasierte Ernährung. Nicht nur, weil sie das Risiko für einen Typ-2-Diabetes senkt. Auch zwei Organe stehen dabei im Fokus.

75 Prozent der Fälle durch gesunde Lebensweise vermeidbar
Bis zur Diagnose dauert es im Durchschnitt sieben Jahre.

Müdigkeit, nachlassende Sehstärke oder auch ständiger Durst: diese recht unspezifischen Symptome können Anzeichen für eine weltweit sehr weit verbreiteten Krankheit sein: Diabetes Typ 2. Allein in der Schweiz sind rund eine halbe Millionen Menschen davon betroffen. Aufgrund der hohen Dunkelziffer geht man sogar von weit höheren Zahlen aus. Denn im Frühstadium verursacht Diabetes kaum äusserliche Anzeichen und Symptome. Die Folge: Bis zur Diagnose dauert es im Durchschnitt sieben Jahre. Ein frühes Gegensteuern ist allerdings wichtig, denn bei der Erkrankung handelt es sich um eine Störung des Stoffwechsels, die zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel der Betroffenen führt. Und der kann langfristig Schäden an den Gefässen und Organen bewirken. Eine gute Behandlung des Diabetes hingegen beugt Veränderungen an den Blutgefässen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

Diabetes ist gut behandelbar

Erbfaktoren, Übergewicht und Bewegungsmangel sind typische Risikofaktoren für einen Typ- 2-diabetes. Heisst umgekehrt: Mit einem gesunden Lebensstil kann das individuelle Risiko gesenkt respektive die Krankheit in den meisten Fällen gut in den Griff bekommen werden. Jüngst haben mehrere Studien belegt, dass dieser diabetes-Typ mit einer Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion genauso gut behandelt werden kann wie mit Medikamenten. Der Krankheitsverlauf kann damit sogar umgekehrt werden, die Insulinresistenz komplett wieder verschwinden. Nur, wenn ein Lebenswandel keine Wirkung auf die erhöhten Blutzuckerwerte hat, sind Tabletten, sogenannte Antidiabetika, oder eine Therapie mit Insulin notwendig.

75 Prozent der Fälle durch gesunde Lebensweise vermeidbar
Die Ernährung bei Diabetes mellitus entspricht einer gesunden Ernährung für stoffwechselgesunde Menschen.

Ausgewogen Ernährung

Gab es einst strenge Ernährungsvorschriften und Diäten, gilt heute die Devise: Die Ernährung bei Diabetes mellitus entspricht einer gesunden Ernährung für stoffwechselgesunde Menschen. Eine abwechslungsreiche und vollwertige Ernährung besteht vor allem aus Vollkornprodukten, Hülsen- Früchten, reichlich Gemüse, Salat und Obst sowie hochwertigen pflanzlichen Fetten und Ölen. Unsere Lebensmittel enthalten drei Hauptnährstoffe, die uns täglich mit Energie versorgen: Kohlenhydrate, fette und Eiweiss. Für Menschen mit Diabetes kommt es vor allem auf das richtige Verhältnis an: Kohlenhydrate, die eine blutzuckersteigernde Wirkung haben, sollten 45 bis 60 Prozent der Gesamtenergie liefern, fett etwa 25 bis 35 Prozent und eiweiss 10 bis 20 prozent. Ebenso wichtig sind Vitamine, Mineralstoffe (zum Beispiel Kalzium, Magnesium) und Spurenelemente (etwa Fluor, Eisen).

Ran die «Pflanzen»

Forschende aus Wien plädieren ebenfalls für eine überwiegend pflanzenbasierte Ernährung, da dadurch die Wahrscheinlichkeit für Übergewicht geringer ist, und – das ist eine neue Erkenntnis – es zu Verbesserungen des Stoffwechsels und der Funktion von Leber und Niere kommt. Beide Organe spielen eine grosse Rolle bei Menschen, die bereits an Diabetes erkrankt sind. So verändern erhöhte blutzuckerwerte zum Beispiel die Leberfunktion. Das begünstigt Erkrankungen wie Fettleber und Leberzirrhose. «Unsere Studie ist die erste, in der Biomarker von zentralen Stoffwechselvorgängen und Organfunktionen als Mediatoren der gesundheitlichen Auswirkungen einer pflanzlichen Ernährung identifiziert wurden», erklärt Studienleiter Tilman kühn, Professor für Public Health Nutrition an der MedUni Wien. Die Forschungsarbeit wurde mit über 100’000 Teilnehmenden der Grossangelegten britischen Kohortenstudie (UK-Biobank) über einen beobachtungszeitraum von zwölf Jahren durchgeführt. die Studienergebnisse wurden aktuell im Fachjournal «Diabetes & Metabolism» publiziert. Dass eine gesunde pflanzenbasierte Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten das Diabetesrisiko um 24 Prozent senkt, trifft laut Analysen des Forschungsteams sogar bei genetischer Vorbelastung und bei Vorliegen anderer diabetes-risikofaktoren wie zum bei- spiel Übergewicht, höheres alter oder mangelnde körperlicher Aktivität zu. Allerdings können die positiven Effekte nur dann entfaltet werden, wenn nicht nur der Verzehr tierischer, sondern auch industriell verarbeiteter und stark zuckerhaltiger Lebensmittel reduziert wird.

Erstellt: 31.01.2024 07:00 Uhr

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